Fake-Bewertungen sind uns allen nicht fremd. Besonders vor dem geplanten Sommerurlaub wird doch noch mal im Internet recherchiert, welches Hotel das beste Preis-Leistungsverhältnis hat. Doch hier ist höchste Vorsicht geboten! Teilweise werden fake positiv oder auch negativ Bewertungen im Internet zu einem super Preis verkauft und hochgeladen. Eine Plus-Minus Reportage hat ermittelt.
Bis nach Dubai
Im Internet finden sich zahlreiche Seiten und Agenturen, mittels welcher es möglich ist Bewertungen jeglicher Art zu kaufen. Nicht nur Google-Bewertungen werden hier angeboten, doch auch Sterne Bewertungen für Urlaub-, und Arztportale. Bis nach Dubai ermitteln die Reporter von Plus Minus für die Untersuchungen.
Wie funktioniert das Geschäft mit Fake Bewertungen?
Die PlusMinus Reporter machen einen Test und bieten im Internet einen Übersetzungsservie für Klingonisch an, eine erfundene Sprache Außerirdischer aus der Serie Star Trek. Damit soll gezeigt werden, wie leicht es ist an gefälschte Bewertungen von Google zu kommen. Sie bestellen eine kostenlose Online-Rezension für den Übersetzungsservice bei der Agentur „G-Bewertungen“. Direkt bekommen Sie eine positive Bewertung für Ihre Seite und Service, dabei haben Sie keine einzige Zeile Klingonisch bisher übersetzt.
Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern erklärt, dass es wettbewerbswidrig, ist Bewertungen fälschen zu lassen und diese dann zu verwenden im öffentlichen Raum „.. – das ist nicht erlaubt!“. Sie sagt ausserdem, dass man hiergegen auch vorgehen kann, da eine Irreführung stattfindet.
Plus Minus ermittelt
Die Reporter wollen nun herausfinden was oder wer hinter der Firma „G-Bewertungen“ steckt und fahren zur angegeben Adresse. Dort finden sie allerdings nur das städtische Schwimmbad vor und mehrere Anfragen laufen ins Leere. Kurz darauf verschwindet die Firmenseite einfach aus dem Netz.
Sie treffen sich mit einem Insider der zeitweise eine Agentur für Bewertungen im Internet betrieben hat, dieser bleibt aber anonym. „Angst belangt zu werden hat man in der Branche eigentlich nicht.“ Er sagt, dass es sich erstmal schwer feststellen lässt, dass eine Bewertung unrechtmäßig veröffentlicht wurde. Es muss wirklich recherchiert werden um darauf zu kommen.
Wie lassen sich Fake-Bewertungen feststellen?
Journalisten haben um diese Frage zu beantworten, 1000 Fragen bei Google gesammelt. Dabei wurden auffällige Muster entdeckt: So haben verschieden Accounts, die nichts miteinander zu tun haben, immer die gleiche Firma bewertet. Die Journalisten konnten so hunderte Fake Accounts aufdecken.
Google wurde hierzu befragt, lehnte jedoch jeglichen persönlichen Kontakt ab. Die schriftliche Aussage lautete: „Wir überprüfen Beiträge genauestens rund um die Uhr auf betrügerische Bewertungen (…). Dafür setzen wir auf eine Kombination aus Mensch und Technologie.“
Holiday Check geht aktiv gegen „Fake-Firmen“ vor
Mitarbeiter von Holiday Check ermitteln immer öfter im Falle Fake-Bewertungen und wurden so auf die Firma „Five-Star-Marketing“ aufmerksam. Die Mitarbeiter müssen hierfür gerichtsfeste Beweise sammeln um diese Firmen zu verklagen, was gar nicht so einfach ist, doch hier haben sie genug gefunden. Es greift jedoch lediglich das Wettbewerbsrecht, d.h. die Agenturen können nicht angezeigt werden und die Behörden ermitteln, sondern Holiday Check fungiert als Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft in einem, so Georg Ziegler von Holiday Check. Im Prozess von „Five-Star-Marketing“ haben sie aber Erfolg und bekommen Recht vom Landgericht München.
Noch während des Prozesses wirbt die Firma jedoch mit hohen Rabatten für Holiday Check Bewertungen und das Geschäft läuft bis heute weiter. Durch Änderung des Impressums, des Geschäftssitzes etc. ist die Firma eine komplett neue „Person“ geworden und somit müsste der ganze Prozess von vorne gestartet werden.
Um den weiteren Verlauf dieses Falles und noch einem weiteren zu schauen, schauen Sie sich die am Schluss unseres Interviews (mit Georg Ziegler persönlich) verlinkte PlusMinus Studie von ARD an.
Ausblick
An dem beschriebenen Fall sieht man wie schwierig es ist, gegen die Agenturen vorzugehen welche diverse Bewertungen veröffentlichen. Durch einfache Geschäftsverlagerungen auch teilweise ins Ausland lässt sich das ganze nicht mehr rechtlich verfolgen. Erst wenn die Fälle unter das Strafrecht fallen, wäre dies möglich. Doch das ist bis heute nicht eingetreten. Holiday Check hat aus diesem Grund die Initiative “Gemeinsam gegen Fakebewertungen” ins Leben gerufen. Hier versammeln sich Unternehmen und Verbände aus unterschiedlichen Branchen, um gemeinsam für authentische Bewertungen einzustehen, so Georg Ziegler.
Trustami hat bei Holiday Check nachgefragt
Wir haben mit Georg Ziegler von Holiday Check persönlich gesprochen und ihn u.a. gefragt was denn vertrauenswürdige Hotels auszeichnet. Er antwortete, dass vertrauenswürdige Hotels in den Dialog mit Ihren Gästen treten und auf die Kommentare/Bewertungen persönlich eingehen. Dies erkennt man an der Art und Weise wie die Hotels auf die Kommentare antworten. „Sie versuchen nicht, mittels gefälschter Bewertungen zu betrügen oder ihre Gäste dazu zu bringen, beschönigende Bewertungen abzugeben. Manipulationsversuche dieser Art sind auf unserer Plattform durch den sogenannten Code of Conduct verboten.“
Tipps um Vertrauenswürdigkeit von Bewertungen zu prüfen
Das Sie nun nicht voller Angst in den geplanten Sommerurlaub starten, hier noch ein paar Tipps von Georg Ziegler, wie sie nicht in die Bewertungsfalle tappen:
1) Inhalte: Gefälschte Bewertungen, die durch Bewertungsagenturen erstellt wurden, weisen einen hohen Professionalisierungsgrad auf und lassen sich durch Laien kaum enttarnen. Umso wichtiger ist es, dass das Portal oder der Shop, auf dem sich die Bewertung befindet, einen hohen Standard bei der Bewertungsprüfung anlegt. Daher sollte man sich im Vorfeld über den Prüfprozess der jeweiligen Plattform informieren.
2) Quer checken: Generell empfiehlt es sich immer, sich nicht nur auf eine Bewertung zu verlassen, sondern unterschiedliche Bewertungen zu lesen. Zudem sollte man sich nicht nur die negativen oder positiven Bewertungen ansehen, sondern sowohl die Kritik als auch das Lob ehemaliger UrlauberInnen oder VerbraucherInnen.
3) Bilder: Besonders beim Thema Urlaub ein heißer Tipp: Neben den Bewertungstexten auch die Bilder ehemaliger Gäste mit einbeziehen. Ein Text lässt sich relativ leicht erstellen, auch wenn man nicht vor Ort war. Bei Bildern ist dies schwieriger.