Trendyol: Türkische Mode-App auf Expansionskurs in Europa

Online Shop Trendyol Titelbild

Alle Modefans und begeisterten Onlineshopper kennen sie wohl schon längst: Trendyol – die neue E-Commerce-Plattform, die trendige Outfits zu einem unschlagbaren Preis anbietet. Aber woher kommt denn eigentlich dieser Online-Gigant und was ist seine Mission in Europa? Wir haben uns den Online Shop mal genauer angesehen und spannende Infos sowie Hintergründe zu dem türkischen Unternehmen für Sie zusammengefasst.

Egal ob auf Instagram, TikTok, Youtube oder mitten in der Berliner Innenstadt – die Werbung des türkischen Online Shops Trendyol ist kaum zu übersehen. Auch sämtliche Influencer tragen scheinbar nur noch Outfits von Trendyol und bieten ihren Followern regelmäßig die besten Rabatt Codes für aktuelle Modetrends von Trendyol. Aber auch auf der Website findet man immer einen aktuellen Sale oder Preisnachlass für die sowieso schon relativ günstigen Modeartikel. Eins steht also fest: der neue Player auf dem Fashionmarkt befindet sich auf Expansionskurs in Europa und will bestehenden Anbietern wie Zalando oder About You Konkurrenz machen. Wir haben uns im folgenden die neue Mode-Plattform deshalb mal genauer angeschaut. 

Trendyol auf Expansionskurs in Europa: So will die Online Plattform den neuen Markt erobern

Gegründet wurde Trendyol im Jahr 2010 von der Unternehmerin Demet Mutlu und war zunächst nur in der Türkei aktiv. Nun soll der Online Shop allerdings noch weiter wachsen: durch eine Expansion nach Europa. Und da europaweit gesehen Deutschland der größte Markt für Mode ist, macht es nur Sinn, dass es nun eine erste Niederlassung des türkischen Unternehmens in der bekannten Friedrichstraße in Berlin gibt. Dort sollen bis zum Jahresende 200 Mitarbeiter die Geschäfte in Deutschland und Europa koordinieren. Weitere Standorte sollen dann in England, Luxemburg und Amsterdam folgen. 

Ziel des Unternehmens: Mit trendiger Mode zu Niedrigpreisen einen Milliardenumsatz machen. Dabei greift das Unternehmen auf eine ausgeklügelte Strategie zurück: Zunächst wird über etablierte Plattformen wie Zalando oder About You verkauft, um im deutschen Markt Fuß zu fassen. Nach und nach soll jedoch ein Wechsel auf die eigene Mode-App bzw. Website erfolgen, worüber die aktuellsten Fashion Trends zu Bestpreisen angeboten werden. Dies gelingt vor allem über den entscheidenden Wettbewerbsvorteil des Unternehmens: die direkten Beziehungen zur Textilindustrie in der Türkei. Über günstige Beziehungen zu mehreren hundert Lieferanten in der Türkei kann Trendyol nämlich nicht nur kostengünstig produzieren, sondern auch die aktuellsten Modetrends in kürzester Zeit herstellen und nach Europa verschicken. Somit kann die Ware deutlich schneller produziert werden als von europäischen Konkurrenten, deren Produktionsstätten deutlich weiter entfernt sind. Vorbild von Trendyol ist der chinesische Fast-Fashion-Anbieter Shein. Dieser lockt mit extremen Niedrigpreisen sowie fast täglich wechselnden, neuen Kollektionen. Mit Hilfe dieser Strategie will Trendyol auf Expansionskurs in Europa gehen und strebt so bis zum Ende diesen Jahres einen Umsatz von 400 Millionen Euro alleine in Deutschland an.

Expansion Trendyol Europa

Trotz dieses enormen Wachstums ist das Unternehmen jedoch noch nicht profitabel, da sämtliche Profite in die Expansion in weitere Länder investiert werden. Starke Investoren, wie General Atlantic und Softbank, machen dies durch Bereitstellen der nötigen Finanzmittel möglich. Außerdem investierte die Alibaba Group 350 Millionen US-Dollar in die türkische E-Commerce-Plattform und macht sich somit zum Mehrheitseigner. So wird das Unternehmen insgesamt mit 16,5 Milliarden US-Dollar bewertet und steigt zum ersten türkischen “Decacorn” auf – ein Startup mit einer Bewertung von mehr als zehn Milliarden US-Dollar. 

Neue Konkurrenz für Zalando, Amazon und Co.

Um in Europa erfolgreich auf Expansionskurs gehen zu können, setzt Trendyol zunächst auf den Verkauf der Modeartikel über etablierte Plattformen wie About You und Zalando. Langfristig soll den bisherigen Partnern aber direkte Konkurrenz über die eigene Mode-App gemacht werden. Bis jetzt haben in Deutschland schon eine Million Kunden die App heruntergeladen – und dies soll noch weiter gesteigert werden.

Zudem plant der E-Commerce-Riese eine Diversifikation der Produktpalette: Ähnlich wie Amazon oder Alibaba soll mittelfristig nicht nur Mode verkauft werden, sondern eine Ausweitung auf alle möglichen Warengruppen erfolgen. In der Türkei ist dies bereits gelungen. So bietet Trendyol dort bereits auch schon einen eigenen Zustellservice, eine Lebensmittellieferung sowie einen eigenen Zahlungsservice an. Dies soll mit der Zeit auch in Europa etabliert werden – wodurch sich das Decacorn zum direkten Konkurrenten von Amazon macht. Gleichzeitig soll die Plattform auch für Dritthändler geöffnet werden, sodass diese (ähnlich wie bei Zalando oder About You) über Trendyol Waren verkaufen können. 

Fast-Fashion Trendyol

Fazit

Es bleibt also spannend zu sehen, wie der steile Expansionskurs von Trendyol in Europa bzw. insbesondere Deutschland weiter vonstattengehen wird und wie die etablierten Player mit dem neuen Online-Riesen umgehen werden.

Gerade die Orientierung am Geschäftsmodell von Shein mag zwar sehr vielversprechend für Trendyol sein, allerdings bringt das Anbieten von extrem günstigen Fast-Fashion-Produkten auch Nachteile mit sich. Nicht nur Mängel in der Qualität der Waren werden so häufig beklagt, sondern auch Aspekte wie Nachhaltigkeit oder faire Produktionsbedingungen stellen eine große Herausforderung dar. Die Arbeitsbedingungen in der Türkei gelten zwar als “besser” als zum Beispiel in Bangladesh, allerdings gibt es dort auch immer wieder Probleme mit zu geringen Löhnen oder Zwang zu Überstunden. Und Dritthändler, welche über die Plattform verkaufen und einen entscheidenden Anteil ausmachen, können selbst festlegen, wo sie produzieren – und zu welchen Bedingungen. Letztendlich muss also jeder selbst entscheiden, ob man Fast-Fashion unterstützen möchte oder nicht. Klar ist nur, dass wir definitiv mit einer wachsenden Präsenz des türkischen Decacorns in Europa rechnen können. 

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