Augmented Reality – Eine neue Perspektive für den eCommerce

Von 21. Oktober 2020 Allgemein Kein Kommentar
Bessere Shopping Experience durch Augmented Reality

Augmented Reality, diesen Begriff hörten viele zum ersten mal vor fast 10 Jahren, als die Google Glasses der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Damals erzeugte das einen großen Wirbel. Mittlerweile ist es ganz schön ruhig um den am Kopf getragenen Mikrocomputer geworden. Augmented Reality hingegen hat sich mittlerweile als Technologie etabliert – wenn auch auf etwas andere Weise als Google es sich vorgestellt hatte. Auch der eCommerce entdeckt die Möglichkeiten, die Augmented Reality eröffnet.

Vor ein paar Jahren war das Mobile Game Pokémon Go ein großer Trend. Die App lässt den Spieler die kleinen Monster jetzt nicht nur in der Handheld Konsole, sondern auch in der echten Welt fangen. Das ganze funktioniert so: Mithilfe von GPS Daten und digitalem Kartenmaterial wird der Spieler an Orte in seiner Umgebung geschickt, wo er nach den Namensgebenden Pokémon suchen kann. Durch Verwendung der Handykamera scannt er sein reales Umfeld auf dem Display und die kleinen Monster werden von der App über das so in Echtzeit wiedergegebene Video gelegt. Das Ergebnis ist die Illusion, dass sich die Pokémons tatsächlich in der Welt des Spielers befinden. Durch ein Wischen mit seinem Finger, kann er dann einen sogenannten Pokéball werfen, um das Taschenmonster damit zu fangen.

Daran erklärt sich ganz gut, was Augmented Reality eigentlich ist: Die Verschmelzung von realer Umgebung mit digitalen Informationen und Interaktion. Das Potential was sich darin verbirgt ist enorm. Nutzer können in Echtzeit Informationen abrufen ohne dabei ihre natürliche Umgebung verlassen zu müssen – bzw. sich in eine Bildschirmwelt immersieren zu müssen. Andersherum können auch digitale Inhalte in die Realität versetzt werden und besser greifbar gemacht werden.

Augmented Reality in Spielen

Ein großer Nachteil, den der Internethandel gegenüber dem stationären Verkauf immer noch hat, ist, dass der Kunde das Produkt nicht in die Hand nehmen und testen kann. Augmented Reality könnte dieses Problem lösen. Mithilfe von mobilen Apps können Verbraucher schon ihre Wohnung mit „Hologrammen“ von Möbeln und Dekorelementen einrichten, um so zu sehen, ob diese zu ihrer bereits vorhandenen Einrichtung passen. Einige Modelabels hingegen bieten einen „Magic Mirror“ an, wodurch der Kunde dank Computer und Webcam Kleidung anprobieren kann, ohne diese tatsächlich in der Hand zu halten. Auch Autohersteller geben einen Einblick in den Innenraum von Fahrzeugen, während der Elektronikhersteller Apple seine Kunden Laptops und Tablets von allen Seiten betrachten lässt.

Doch ist das wirklich mehr als nur eine Spielerei, eine Attraktion die neben ihrem Neuheitswert keinen langfristigen Nutzen mit sich bringt? Oder ist dies vielleicht die Zukunft von Shopping und wird Augmented Reality den stationären Handel vollends obsolet machen? Fragen, die sich wohl erst mit der Zeit beantworten lassen. Bis dahin beschäftigen wir uns damit, herauszufinden, wie wir diese spannende neue Technologie im eCommerce einsetzen können und welchen Nutzen sie mit sich bringt.

Augmented Reality

Eine Forschungsgruppe zusammengesetzt aus Mitarbeitern der Technischen Universität Berlin und Tampere University hat die derzeit verfügbare wissenschaftliche Literatur zu dem Thema eingehend untersucht, und ist dabei zu einigen interessanten Ergebnissen gekommen. Unter Mitwirkung von Trustamis Forschungs-Mentor Prof. Dr. Rüdiger Zarnekow hat die Gruppe 29 Studien ausgewertet und konnte dadurch spannende Rückschlüsse auf bereits existierende Anwendungsbereich und zukünftige Entwicklungsrichtungen der Technologie ziehen.

Der aus dieser Zusammenarbeit entstandene Artikel analysiert dabei Studien die sich zu etwa 70% explizit mit der Verwendung von Augmented Reality im eCommerce befassen, 17% der Studien beschäftigen sich außerdem mit der Verwendung in Verkaufsräumen vor Ort. In letzterem Fall eignet sich die Technologie vor allem, um Interesse beim Kunden zu wecken und das Einkaufserlebnis interessanter zu gestalten und damit die verkaufte Marke in der Masse hervorzuheben. Viele Studien bezogen diesen nicht unerheblichen Attraktions-Faktor von Augmented-Reality in ihre Untersuchungen ein. Dieser sollte jedoch natürlicherweise mit der Zeit verschwinden, wenn die Technologie mehr und mehr Verbreitung findet.

Auf längere Sicht ist jedoch für uns interessanter, wie man AR-Technologie in Zukunft einsetzen kann, um einen deutlichen Mehrwert für den Verbraucher zu erhalten, ohne ihn dabei sensorisch zu überfordern. Eine wichtige Erkenntnis ist dabei, dass vor allem Produkte von geringer Komplexität, wie Kleidung, Möbel oder andere Einrichtungsgegenstände, von einer AR-gestützten Produktpräsentation profitieren. Bei komplexeren Produkten wie Elektronik oder Autos wird die Technologie zwar auch eingesetzt, jedoch besteht hier auch die Gefahr, den Verbraucher mit einer Flut von Informationen zu überschwemmen. Die Herausforderung ist hier also, das Erlebnis so zu gestalten, dass AR wirklich eine Hilfe darstellt und keine Überforderung für den Kunden mit sich bringt.

Dementsprechend bewähren sich auch dem Nutzer bereits zur Verfügung stehende Geräte wie das eigene Telefon oder Computer als Medium für Augmented Reality. Nur eine einzige Studie befasste sich mit eigens für die AR-Wiedergabe entwickelten Geräten, ähnlich wie die zuvor erwähnten Google Glasses, dieses Konzept scheint also gegenwärtig nicht wirklich Fuß zu fassen. Abgesehen davon tendieren die Ergebnisse jedoch zu einem positiven Fazit: Nutzer bewerten die Technologie als nützlich und leicht zu verstehen.

Kundenbewertungen in Augmented Reality

Dieses Ergebnis lässt auf ein großes Potential für die Verwendung von Augmented Reality im eCommerce schließen. Die Untersuchung legt außerdem nahe, dass neben der erklärerischen Funktion von AR auch der Spaß-Faktor beim Shopping-Erlebnis steigt, was einen erheblichen Einfluss auf das Kaufverhalten des Kunden haben kann. Durch die Anregung und Unterstützung seines Vorstellungsvermögens kann das Kauferlebnis verbessert und gelenkt werden.

In Zukunft wäre es interessant Verbesserungsmöglichkeiten für diesen Prozess zu erforschen. Die Forschungsgruppe erwähnt in diesem Zusammenhang zum Beispiel das Anzeigen von Kundenbewertungen und Produktrezensionen innerhalb von AR. Gegenwärtig beinhalten die Produktpräsentationen größtenteils vom Hersteller oder Verkäufer zur Verfügung gestellte Informationen. Der Kunde muss also Recherche das AR-Erlebnis verlassen, um eigene Nachforschungen zu Bewertungen und Kundenmeinungen einzuholen. Würde man diesen Schritt jedoch antizipieren und den Nutzer von vornherein auch mit solchen unabhängigen Informationsquellen ausstatten, könnte das Erlebnis bessere Effekte erzielen.

Mit genau dieser Problemstellung beschäftigen wir uns auch im Forschungsprojekt ATARI, welches Trustami in Zusammenarbeit mit der TU Berlin durchführt. Wir wollen dabei herausfinden, wie man das Verbrauchererlebnis durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Augmented Reality verbessern kann, zum Beispiel in Form von automatischen Testberichten. Mehr dazu können Sie in unserem Blog Post zum ATARI Projekt lesen, den Link finden Sie unterhalb dieses Absatzes.

Mehr aus unserem Blog:

ATARI
Augmented Reality