Bislang liegen zu Produkten im E-Commerce i.d.R. 2-dimensionale Produktebilder vor und Kundenbewertungen werden als Text ergänzend dargestellt. Es ist allerdings zu beobachten, dass viele Hersteller anfangen 3-D Modelle zur Verfügung zu stellen, die genutzt werden können, wenn eine entsprechende AR-Umgebung zur Verfügung steht.
AR ist die Zukunft im E-Commerce
Virtuelle Umgebungen haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen sozio-technologischen Trend entwickelt. Eine besonders spannende Entwicklung findet aktuell in den Bereichen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) statt. Unter Virtual Reality wird die vollständige Immersion eines Benutzers in eine virtuelle Welt verstanden (mittels VR-Brille), während durch Augmented Reality die physische Umgebung mit virtuellen Objekten wie beispielsweise Informationen, Gegenständen oder Bildern erweitert wird. Diese Technologien bieten völlig neue Potenziale hinsichtlich der Bereitstellung von Inhalten und aus Verbrauchersicht innovative Möglichkeiten zur Produktinteraktion. Insbesondere AR hat in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen und ist dabei sich auch im Verkaufs- und Marketingumfeld als wichtiges Instrument zu etablieren
Verbraucher und Endkunden wünschen sich mehr virtuelle (gerade AR) Anwendungen im Bereich des E-Commerce, da solche Anwendungen dem Kunden vorab die Möglichkeit bieten, mit dem Produkt zu interagieren oder es in einer Umgebung darstellen zu lassen, in welcher das Produkt genutzt werden soll. Dies ist nicht nur von Vorteil für den Kunden, sondern auch für den Anbieter der Produkte, da dadurch zum einen die Conversion Rate gesteigert werden kann (bspw. um das 2,5-fache im Online-Handel des zweigrößten amerikanischen Discounteinzelhändlers Target Corporation) und Retouren auf Grund der Vorabvisualisierung und Betrachtung in der eigenen Umgebung zurückgehen. Laut dem Retail Report 2017 sind jedoch nur 40% der Nutzer von E-Commerce Anwendungen zufrieden mit dem momentanen Funktionsumfang, während sich 33% mehr Augmented Reality-Funktionalitäten wünschen, um einen besseren Eindruck von Produkten zu gewinnen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass immer mehr Unternehmen die Potenziale von AR nutzen möchten und dieser Trend daher im Unternehmenskontext zunehmend relevanter wird.
Hohe Nachfrage im stationären Handel
Auch im stationären Handel bietet sich AR als Lösung an. Schon heute nutzen 82% der Kunden ihr Smartphone während sie sich im Store aufhalten, um zusätzliche Informationen zu Produkten im Internet zu recherchieren, welche sie beabsichtigen zu kaufen. In diesem Prozess greifen dabei 45% der Kunden auf Onlinebewertungen zurück, um sich ein Bild von dem Produkt zu machen. AR bietet hier die Möglichkeit, diese Informationen Kundenfreundlich direkt in der Store-Umgebung anzeigen zu lassen. Erste Umfragen zeigen, dass dies auch auf positive Resonanz beim Kunden stößt. Während zwischen 61 – 71% der Kunden öfter in einem Store einkaufen und diesen bevorzugen würden, wenn er auf AR-Technologie zurückgreift, würden 65% der Kunden AR gerne innerhalb des Stores nutzen, um sich zusätzliche Informationen zu den Produkten anzeigen zu lassen.
Sowohl im Bereich des E-Commerce, als auch im Bereich des stationären Handels gehören aktuell Smartphones und interaktive Bildschirme im physischen Store zu den am häufigsten verwendeten Geräten. VR-Brillen (z. B. Oculus Rift, HTC Vive etc.) und AR-Brillen (z.B. Google Glasses, Hololens etc.) sind dagegen bisher wenig verbreitet. Dies mag u.a. an den hohen Anschaffungskosten liegen. Daher soll im Rahmen dieses Projekts eine webbasierte AR-Integration umgesetzt werden, die insbesondere für Smartphones und interaktive Bildschirme gedacht ist.
Zara AR App
In der Praxis gibt es bereits erste Beispiele von AR im stationären Handel. Das Modelabel Zara hat sich für die Präsentation der neuen Kollektion ein ganz besonderes Shopping-Tool einfallen lassen. In ausgewählten Stores können Kunden mit der Herbst-/Wintermode auf bisher ungewohnte Weise interagieren: Augmented Reality sei Dank hält der Fashion-Interessierte seine Zara-App an eigens dafür gemachte Hinweisschilder, und schon betreten virtuelle Models die „Schaufenster-Bühne” und präsentieren die Kleidungsstücke auf einem Catwalk. Via Knopfdruck kann der Kunde seine Lieblingsprodukte dann direkt kaufen.
AR Fashion Assist App
Für AR im Onlinehandel gibt es ebenfalls erste Testläufe. Die Digitalagentur Demodern vermittelt uns schon heute eine Ahnung davon, wie Fashion-Online-Shopping in ein paar Jahren aussehen könnte. Mit dem sogenannten „AR Fashion Assist“ können sich Nutzer beim Online-Shopping die Kleidung mobil und ortsunabhängig von einem Model in Form einer virtuellen Modenschau präsentieren lassen. So erhält der potenzielle Käufer einen realistischen Eindruck, wie die Mode in Bewegung aussieht und wie die gewählte Kleidung in Kombination wirkt. Das virtuelle Model lässt sich auch heranzoomen, so dass Materialien, Form und Farbe bequem begutachtet werden können.
Google, Amazon, Otto, Apple & Co
Große Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple forschen und testen seit einiger Zeit diverse virtuelle Anwendungen und Einsatzgebiete. Während es Amazon ihren Kunden in den USA bereits erlaubt, einige der über ihre Plattform angebotenen Produkte in einer AR- Umgebung zu betrachten, bieten Google und Apple Entwicklungsumgebungen für AR- Applikationen an, die dem Entwickler die grundlegenden AR-Funktionalitäten zur Verfügung stellen. Bisher fehlt es jedoch an praxistauglichen Lösungen, um auch kleinen und mittelständigen Unternehmen einen einfachen Einstieg in diesen Bereich zu ermöglichen. Fehlende Standards, unzureichende Interoperabilität, ungenügende technologische Voraussetzungen und hohe Einführungskosten sind nur einige Beispiele dafür, warum der Zugang zu AR für Unternehmen nur selten gelingt.
AR hat durch jüngste technologische Fortschritte in der Praxis zunehmend an Relevanz gewonnen und somit zuletzt sowohl in Webshops als auch in physischen Stores Anwendung gefunden. Beispielsweise bietet Apple für ihr Betriebssystem ab Version 11 mit ARKit Entwicklern eine Schnittstelle für AR. Amazon hat sich dies bereits zu Nutze gemacht und für ihre Amazon-App eine AR-Funktion implementiert, die es Kunden erlaubt, Artikel aus dem Webshop in den physischen Raum zu übertragen. Dadurch können sich Kunden bereits vor dem Kauf einen Eindruck über das Produkt machen. Auch deutsche Handelsunternehmen experimentieren bereits mit AR-Ansätzen. Die Otto GmbH & Co KG bietet für den Onlinehandel eine AR-Applikation, die Kunden die Möglichkeit bietet, die Produkte vorab in der eigenen realen Umgebung zu betrachten.
Die MediaMarktSaturn Retail Group führte bereits erste Tests mit AR-Anwendung in ihren stationären Stores durch. Allerdings basieren diese auf einem AR-Headset und sind somit auch nicht marktreif. Diese Beispiele verdeutlichen, dass es bisher insbesondere große Unternehmen sind, die ihren Kunden einen Zugang zu AR-Erlebnissen bieten können.
Augmented Reality (AR) Entwicklung
Die ersten technologischen Entwicklungen im Bereich AR liegen bereits mehr als sechzig Jahre zurück. An Bedeutung hat die Technologie jedoch erst in jüngerer Zeit gewonnen durch verbesserte Kosteneffektivität sowie weiteren technologischen Entwicklungen in den Bereichen 3-D, GPS und der mobilen Endgeräte. Das Thema AR hat zuletzt in den verschiedensten Fachgebieten an Relevanz gewonnen, wie beispielsweise in den Bereichen Medizin, Gesundheitswesen, Bildung, Unterhaltung, Bauwesen, Wirtschaft und Marketing. Speziell im E-Commerce hat sich die Wahrnehmung der Vorteile und Potenziale von AR in den vergangenen Jahren signifikant gesteigert, weshalb immer mehr Unternehmen es für wichtig erachten, diesen Trend zu verfolgen, um damit wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Kunden zu gewinnen.
Auch in der Forschung wurde AR in den letzten Jahren immer relevanter. Im Bereich des E-Commerce wurde etwa die Resonanz von Kunden hinsichtlich AR-Technologien untersucht. Hierbei wurde u. a. getestet, welche Auswirkungen typische Charakteristika von AR, wie z. B. Interaktivität, Mobilität oder Virtualität auf die Kunden haben. Ergebnisse aus unterschiedlichen Studien weisen darauf hin, dass AR-Anwendungen das Potenzial haben, das Wissen der Kunden über die angebotenen Produkte sowie die Einstellung gegenüber Produkten, Marken und Webseiten zu verbessern. Zudem kann AR das Einkaufserlebnis unterhaltsamer gestalten und Kunden positiv auf Kaufentscheidungen einstimmen.
Auch praktische Anwendungen von AR im E-Commerce sind bereits verfügbar. Während der Online-Shop Magnolia auf eine Kooperation mit Shopify setzt, um ihre Produkte in virtuellen Umgebung anzeigen lassen zu können, findet sich mit dem Anbieter Roomle ein Dienstleister, der es E-Commerce Anbietern im Bereich Möbel die Möglichkeit bietet, ihre Produkte zu digitalisieren und ebenfalls in AR-Umgebungen anzeigen zu lassen. Des Weiteren bestehen, neben den Entwicklungen von Apple und Google, bereits andere Anbieter für Software Development Kit, um AR-Anwendungen umzusetzen. Zu nennen sind hier bspw. Anbieter wie Vuforia oder EasyAR.