Bewertungen entscheiden oft darüber, ob ein Produkt gekauft, ein Hotel gebucht, ein Arzt besucht oder ein Film geschaut wird. Damit ausreichend Bewertungen vorliegen und als Eigenwerbung fungieren gibt es zwei Möglichkeiten. Es können Bewertungen regulär gesammelt oder ganz einfach gekauft werden. Dieser Beitrag beschreibt die Reize und die Konsequenzen von gekauften Bewertungen. Demgegenüber steht das ehrliche Sammeln von Bewertungen.
Nachfrage & Google Trends
Bei fast allen Einkäufen oder Buchungen orientieren sich Nutzer an vorhandenen Bewertungen. Wie kommt man heutzutage zu Bewertungen? Viele Unternehmen, die bereits seit längerem Kundenmeinungen bekommen bedauern schon seit längerem die sinkende Anzahl an Bewertungen. Dies liegt aber nicht daran, dass Kunden weniger bewerten, sondern daran, dass Kunden Ihre Bewertungen auf deutlich mehr Plattformen verteilen. Es gibt einfach immer mehr Unternehmen, die Kunden um Bewertungen bitten. Mit der Folge, dass für das einzelne Unternehmen weniger Bewertungen abfallen.
Demzufolge ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Anbieter sich darüber informieren wie sie Bewertungen bekommen können. Aufgrund der hohen Nachfrage hat sich der Kauf von Bewertungen zu einem gut laufenden Geschäftsfeld etabliert. Dabei ist es ganz einfach möglich sich gegen wenige Euro Bewertungen auf Plattformen wie Google, Facebook oder Trustpilot zu kaufen. In Google wird der Begriff „Bewertungen kaufen“ 7-mal so oft gesucht wie der Begriff „Bewertungen sammeln“. Im Jahr 2018 wurde das Thema Kauf von Bewertungen insgesamt über 359 Mio. Mal gegoogelt.
Kosten pro Bewertung
Bewertungen kaufen ist heute gar nicht schwer. Bei Google einfach eingetippt: Bewertungen kaufen und voila. Schon tauchen viele Anbieter auf, die positive Google-Bewertungen, Amazon-Bewertungen oder Rezensionen auf anderen Plattformen anbieten. Es erscheinen Anzeigen von Anbietern wie BewertungsDoc oder FiveStar-Marketing. Auffällig ist, dass selten einer dieser Anbieter in Deutschland sitzt, sondern andere Länder wie UK oder Malta als Firmensitz gewählt wurden. Bewertungen lassen sich in Paketen entweder einzeln oder zu Hunderten kaufen. Je nach Plattform und nach Menge kostet eine Bewertung zwischen 10-20 Euro.
Vorteile Bewertungskauf
Es gibt mehrere Gründe warum Bewertungen gekauft werden. Echte Bewertungen werden in der Regel nur dann abgegeben, wenn auch ein Kauf oder eine Buchung stattgefunden hat. Damit ein Kunde allerdings ein Produkt kauft müssen oft schon Bewertungen vorliegen. Ist das Produkt neu und noch ohne Bewertungen ist es schwer dieses zu verkaufen, da aufgrund fehlender Bewertungen eher zu Alternativen gegriffen wird. Um diesem Teufelskreis zu entgehen scheint der Kauf von einigen Bewertungen für den Anfang sehr attraktiv zu sein. Vielleicht wollen Sie sich aber auch besser von der Konkurrenz abheben, indem Sie mehr oder bessere Bewertungen vorweisen. Die Geschwindigkeit wie schnell Bewertungen gekauft werden können steht in einem starken Kontrast zu dem mühsamen Weg die Kunden darum zu bitten. Das Risiko eine negative Bewertungen zu erhalten ist quasi gleich Null, da i.d.R. positive Bewertungen gekauft werden. Dienste die negative Bewertungen für die Konkurrenz anbieten gibt es zwar auch, aber scheint diese Art der Unternehmenspositionierung glücklicherweise weniger populär zu sein.
Nachteile Bewertungskauf
Die Veröffentlichung von gekauften und somit manipulierten Bewertungen kann als irreführende Werbung angesehen werden. Somit kann rechtlich ein Verstoß gegen § 5 Abs. 1 Nr. 1 UWG vorliegen, wenn durch den Unternehmer unwahre und zur Täuschung geeignete Angaben gemacht werden. Eine gekaufte Bewertung spiegelt keine echte Kundenerfahrung wider. Dem Verbraucher kann dadurch ein verzerrtes und übertrieben positives Bild des bewerteten Produkts oder des bewerteten Unternehmens präsentiert werden, das nicht der Realität entspricht. Der Verbraucher, der von der Unverfälschtheit der Bewertungen ausgeht, wird somit getäuscht und in die Irre geführt. Gekaufte Bewertungen werden meist von Personen, die niemals Kontakt zu dem Unternehmen, zu dem Produkt oder der Dienstleistung hatten verfasst. Dabei handelt sich um keine „echten“ Kundenmeinungen (Gulden Röttger Rechtsanwälte GbR 2019).
Unternehmen, die solche Fake-Bewertungen auf Marktplätzen nutzen, verstoßen in der Regel gegen die AGB der Bewertungsplattformen. Das kann zum Ausschluss auf der Plattform führen. Zudem ist dieses Verhalten wettbewerbswidrig. Das bedeutet, dass Abmahnungen von Konkurrenten drohen. Amazon hat erst kürzlich aufgrund von Fake-Bewertungen Händlerkonten gesperrt (Onlinehändler News 2019).
Ein weiterer Nachteil bei gekauften Bewertungen ist das fehlende Kundenfeedback, das einem Unternehmen helfen kann Fehler im Produkt oder in der Dienstleistungen zu erkennen und eine Verbesserung herbeizuführen. Mit gekauften Bewertungen ist es wesentlich schwerer zu erkennen, welche Kundenmeinungen echt sind und welche gekauft wurden. Dementsprechend kann es auch schwerer werden das Feedback auszuwerten und Maßnahmen abzuleiten.
Abhängig von den zu bewerteten Produkten und der Anzahl an gekauften Bewertungen kann auch die Qualität deutlich von der Norm abweichen. Dies führt dazu, dass die falschen Bewertungen wesentlich einfacher erkannt werden und dadurch sogar einen gegenteiligen Effekt erzeugen. Auch erkennen vor allem automatische Programme eine große Anzahl an gekauften Bewertungen aufgrund der ähnlichen Struktur deutlich einfacher.
Warum Bewertungen sammeln
Bewertungen bieten eine wichtige Orientierung beim Online-Shopping und stellen für viele Käufer ein zentrales Entscheidungskriterium dar. Die Erfahrungen anderer Käufer sind beim Online-Shopping oft die beste und einzige Orientierungshilfe im Internet und geben Hinweise zu Service- und Produktqualität. Auch wenn es einiges an Zeit in Anspruch nehmen kann, sollten Sie sich mit der Sammlung von Bewertungen auseinandersetzen. Falls Sie dies nicht tun, können gerade wenige negative Bewertungen Sie erheblich beeinflussen. Sollten Sie in der Situation sein, dass Ihre erste Bewertung negativ ist, dann kann das schon reichen, dass Ihre Verkäufe in den Keller wandern. Im schlimmsten Fall schaffen Sie es nicht mehr rechtzeitig ausreichend positive Bewertungen zu sammeln, um dem entgegen zu wirken. Also versuchen Sie über die Zeit einen Puffer an positiven Bewertungen aufzubauen, so dass negative Bewertungen nicht ins Gewicht fallen.
Eines ist sicher, Sie können es nicht jedem Kunden recht machen. Und ob Sie es wollen oder nicht, ob Sie sich aktiv damit beschäftigen oder nichts tun, irgendwann kommt die erste Bewertung.