Eine kürzlich veröffentlichte Recherche vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) führt wieder einmal vor Augen, wie viele Bewertungen, insbesondere auf Google Maps, immer noch gefälscht sind. Dahinter stecken professionell organisierte Netzwerke, die mit Hilfe von Fake-Profilen gefälschte Google Kundenbewertungen bei Unternehmen hinterlassen.
Wer kennt es nicht: Vor dem nächsten Feiertag noch schnell zum Friseur, um bei der alljährlichen Familienfeier auch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Besonders wenn der Stammfriseur gerade nicht verfügbar ist, dann eben zum top bewerteten Coiffeur in der Nachbarschaft. Laut Google Maps nicht weit entfernt und noch dazu noch eine 5-Sterne-Bewertung. Aber kann man dem trauen? Die im Oktober veröffentlichte Datenrecherche vom SRF gibt eine klare Antwort: Nein! Denn unter all den Erfahrungsberichten im Internet tummeln sich immer noch tausende gefälschte Google Kundenbewertungen – aber keine Sorge, mit unseren einfachen Tipps kann man diese erkennen und so einen verunglückten Haarschnitt vermeiden.
Professionelle Netzwerke von Fake-Profilen
Man könnte meinen, die Bewertung auf Google Maps sei absolut vertrauenswürdig: ein hinterlegtes Profilbild, die Rezension ausführlich und ohne große erkennbare Fehler in Orthographie oder Grammatik – und doch ergab die Recherche vom SRF ein erschreckendes Bild. Denn tausende genau solcher Bewertungen stammen tatsächlich von professionell organisierten Netzwerken von Fake-Profilen, die gezielt gefälschte Rezensionen für verschiedene Unternehmen hinterlassen. Die Bewertung ist in Wahrheit gefälscht und Profilbild sowie eventuelle Produktabbildungen stammen von Fotoagenturen.
Bei der Analyse von mehr als 500.000 Bewertungen in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum konnte das Team vom SRF so tausende echt wirkender Rezensionen auf mehrere Netzwerke von Fake-Profilen zurückführen, die wiederum mit großer Wahrscheinlichkeit auf organisierte Anbieter von Fake-Bewertungen im In- und Ausland zurückgehen. Dabei besonders auffällig, dass einige verdächtige Google-Profile im gleichen Zeitraum bei ausgewählten Unternehmen immer wieder positive Kundenbewertungen hinterlassen haben. So konnten ganze Netzwerke identifiziert werden, beispielsweise auch über 1.300 Fake-Profile, die bei deutschen Unternehmen gefälschte Rezensionen platziert haben.
Das Geschäft um Fake Reviews
Rund um gefälschte Google Kundenbewertungen ist mittlerweile ein ganzes Geschäft entstanden. Anbieter von Fake-Rezensionen können dabei von der ganzen Welt aus agieren: von Deutschland, der Schweiz oder den Seychellen. Von dort aus verkaufen sie positive 5-Sterne-Bewertungen, verfasst von authentisch wirkenden Nutzerprofilen. Viele Unternehmen greifen auf diese Methode zurück, um ein höheres Ranking bei Google zu erhalten. Denn Konsumenten kaufen bevorzugt Produkte mit positiven Rezensionen, was wiederum den Suchalgorithmus von Google beeinflusst. Andere Anbieter versuchen negative Reviews auszugleichen und greifen deshalb auf gekaufte Bewertungen zurück. Obwohl positive Online Bewertungen zwar wichtig sind und das Vertrauen und letztendlich den Umsatz steigern können, ist diese Methode dennoch sehr umstritten. Der Kauf von gefälschten Google Kundenbewertungen ist meistens nicht nur illegal, sondern verzerrt auch das Gesamtbild eines Unternehmens. Außerdem wirkt es sich eher negativ auf den Verkauf aus, wenn Kunden Fake Reviews identifizieren und dann das Vertrauen in ein Unternehmen verlieren. Die Alternative also: Anreize für echte Bewertungen schaffen und so Vertrauen und Reputation nachhaltig steigern!
Ermittlungen gegen Google laufen
Nachdem vom Team des SRF tausende gefälschte Kundenbewertungen bei Google Maps identifiziert werden konnten, stellt sich die Frage, wieso Google selbst nicht konsequenter gegen Fake Reviews vorgeht. Laut Google werde bereits umfangreich in Maßnahmen investiert, um gefälschte Rezensionen auszumachen und zu verhindern – was offensichtlich nur bedingt gelingt. Deshalb plant die Wettbewerbsbehörde des Vereinigten Königreichs den Druck auf Google zu erhöhen, damit endlich härter gegen gefälschte Erfahrungsberichte vorgegangen wird.
Gefälschte Google Kundenbewertungen erkennen
Fake Reviews, insbesondere auf Google Maps, sind also weit verbreitet. Aber wie kann man nun als Verbraucher gefälschte Google Kundenbewertungen erkennen? Im Folgenden haben wir einige Anhaltspunkte zusammengestellt, anhand derer man die Echtheit von Online Bewertungen überprüfen kann.
1. Einseitige Verteilung von Google Sternen
Sind Google Sterne sehr einseitig verteilt, lohnt es sich, einen zweiten Blick auf das Unternehmen zu werfen. Werden durchgehend 5-Sterne-Bewertungen vergeben (eventuell sogar für ein Produkt, das erst seit kurzem erhältlich ist), handelt es sich vermutlich um gekaufte Erfahrungsberichte und es ist Vorsicht geboten. Das gleiche gilt, wenn auf negative Rezensionen in unmittelbarem Abstand eine Reihe sehr positiver Kundenbewertungen folgen, die teilweise sogar der vorher angebrachten Kritik direkt widersprechen.
2. Auffälliges Nutzerprofil
Ein Klick auf das Profil des Verfassers einer Rezension kann ebenfalls Rückschlüsse auf die Echtheit einer Bewertung zulassen. Hat der Nutzer nur eine einzige durchweg positive Bewertung hinterlassen, kann man dessen Authentizität anzweifeln – genauso wenn der Benutzername suspekt erscheint, beispielsweise bei Verwendung eines Pseudonyms. Das gleiche gilt für das Profilbild: Wie oben bereits erwähnt, verwenden viele Fake-Profile Bilder, die auf den ersten Bild vertrauenswürdig wirken, in Wahrheit aber von Stock-Foto-Archiven stammen.
3. Inhalt der Bewertung
Inhaltlich sollte zumindest eine gewisse Kohärenz bestehen, genauso wie auffällige Rechtschreib- und Grammatikfehler zu Vorsicht rufen. Ein zweiter Blick lohnt sich auch bei Bewertungen, die auffällig lang sind oder sich übertrieben positiver Ausdrücke bedienen. Die Mehrheit der Nutzer will sich nicht allzu lange mit dem Verfassen einer Rezension aufhalten und formuliert tendenziell eher kurz und prägnant. Auch wenn Produkte oder Dienstleistungen aus verschiedensten Ländern innerhalb kurzer zeitlicher Abstände von einem Profil bewertet werden, kann es sich zwar theoretisch um Geschäftsreisende handeln, die beruflich bedingt viel umherreisen – die Frage bleibt aber, wie wahrscheinlich dieses Szenario letztendlich ist.
Wenn man diese Punkte im Hinterkopf behält, kann man mit Sicherheit schon einige gefälschte Kundenbewertungen im Internet ausfindig machen. Außerdem lohnt es sich immer, mit gesundem Menschenverstand das Gesamtbild der Bewertungen zu betrachten und so Rückschlüsse auf Authentizität und Vertrauenswürdigkeit einer Rezension zu ziehen. Und alleine das Wissen um die Gegenwärtigkeit von gefälschten Google Kundenbewertungen kann dabei helfen, nicht jeder Rezension blindlings zu vertrauen – und so einen schlechten Haarschnitt bei der nächsten Familienfeier zu vermeiden.
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