Ende August war es nun soweit. Der größte deutsche Marktplatz für Selbstgemachtes, DaWanda, schloss nach 12 Jahren seine Tore. Auch DHL verkündete vor kurzem das Ende der konzerneigenen Verkaufsplattform Allyouneed. Händler und Nutzer dieser Plattformen fragen sich nun wie es weiter geht. Zwar gibt es einige Alternativen, aber der Wechsel zu anderen Anbietern bedeutet auch Neustrukturierung und neue Konditionen. Wäre dies der richtige Augenblick den Sprung zu wagen und einen eigenen Shop ins Leben zu rufen? Wenn auch Sie gerade an diesem Punkt stehen oder generell überlegen, ob Sie in den Ecommerce einsteigen sollen, sind Sie hier an der rechten Stelle. Im folgenden Artikel werden wir die Vor- und Nachteile aller Optionen erläutern und Ihnen darüber hinaus noch ein paar hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben.
Die großen Plattformen – Ihre Vor- und Nachteile
Viele Onlinehändler starten bei Ebay, Amazon oder anderen Shopanbietern. Eine Verkaufsplattform hat vor allem für den Anfang einen ganz entscheidenden Vorteil: Die geringe Einstiegshürde. Das Einstellen von Artikeln geschieht in Minutenschnelle, danach übernimmt die Plattform viele Aufgaben. Ein weiterer Pluspunkt ist die Reichweite der Plattformen, es muss nicht erst eine Kundenbasis aufgebaut werden und viel Geld in SEO Maßnahmen und Werbung investiert werden. Manchmal werden Produkte bereits kurze Zeit nach dem Einstellen verkauft.
Ein Nachteil der großen Plattformen sind die Vertragsbestimmungen. Diese verpflichten Verkäufer zu einheitlichen Liefer- und Umtauschbedingungen. Die Plattformen erwarten, dass Händler sich dem eigenen Standard für den Kundenservice anpassen, auch wenn diese das personaltechnisch vielleicht gar nicht leisten können. Bei Verstößen droht die Sperrung – was vor allem kleinere Betriebe vor ein echtes Problem stellt. Auch die Provisionssummen sind teilweise recht hoch, sodass nach Abzug von Einkaufspreis und Steuer nur noch ein magerer Profit übrig bleibt. Um also dauerhaft Gewinn zu erwirtschaften, muss ein hoher Umsatz erzielt werden. Die Kehrseite der hohen Reichweite ist außerdem, dass auch die Konkurrenz größer ist. Oft werden die gleichen Produkte von verschiedenen Händlern angeboten, was teilweise zu einem aggressiven Preiskampf führt. Mehr Informationen zu bekannten Marktplätzen finden Sie hier.
Alternativen zu DaWanda
Palundu gibt es seit Anfang 2017 und erfährt in jüngster Zeit vor allem durch das Ende von Dawanda regen Zustrom. Die Plattform wirbt mit einem besonders fairen Konditionsmodell, bei dem neben einem festen Mitgliedsbeitrag keine weiteren Provisionen entrichtet werden müssen.
Emerondo endstand erst vor kurzem aus einem Zusammenschluss aus ehemaligen DaWanda Händlern und Händlerinnen. Ziel der zum Teil durch Crowdfunding finanzierten Plattform ist es, Händlern mehr Selbstbestimmung und Mitspracherecht zu ermöglichen.
Auch Productswithlove ist eine junge Plattform die insbesondere für jene interessant ist, für die das Onlinegeschäft eher ein Nebenverdienst ist. Bis 50 Artikel fallen keine Kosten für den Shop an, erst danach bezahlt man 5€ monatlich und eine Provision von 3%.
Größere Gewinnmarge mit dem eigenen Onlineshop
Ein eigener Shop will gut durchdacht sein. Es ist manchmal gar nicht so einfach in den ersten Jahren große Gewinne zu erwirtschaftet. Für diesen Zeitraum sollten Sie entsprechend Rücklagen bereithalten und dabei nicht vergessen, dass oft Ausgaben für viele kleine Baustellen anfallen werden. Das kann von der Wartung bis hin zum professionellem SEO-Marketing reichen. Wie groß das Startkapital sein muss, hängt stark davon ab, was Sie selbst bereits an Kenntnissen mitbringen und in welchem Umfang der Geschäftsstart erfolgen soll.
Wenn aber alles gut läuft und die ersten Startschwierigkeiten überwunden sind, dann wirft der eigene Onlineshop in der Regel deutlich mehr Gewinn ab als der Verkauf über große Plattformen. Diese erheben nämlich neben Gebühren auch Provision, wodurch die Gewinnmarge für den Händler erheblich schrumpft. So kann auch dem teils sehr aggressivem Preiskampf entgangen werden, der auf Amazon und Co. herrscht.
Natürlich ist der Erfolg nie gewiss, aber durch die richtige Vorbereitung kann man als Händler zumindest die Weichen legen. Unabdingbar ist zum Beispiel sorgfältige Marktforschung – wer seine Nische findet und weiß, wie er seine Zielgruppe richtig ansprechen kann, der hat meist schon halb gewonnen. Eine ansprechende Gestaltung und individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der Besucher sorgt für eine dauerhafte Kundenbindung. Das hängt natürlich auch mit einem Mehraufwand zusammen und es muss auch Geld in eine Website investiert werden. Im Gegensatz zum Handel über die Plattformen kann aber so ein Wiedererkennungswert erreicht werden und damit die Möglichkeit, sich von Konkurrenten abzuheben.
Multi-Channel: Die Mischung machts!
Am Ende haben beide Möglichkeiten, der Verkauf über einen Marktplatz als auch der eigene Onlineshop, gute und schlechte Seiten. Deshalb gibt es eigentlich kein Entweder-Oder. Vor allem zu Beginn macht es durchaus Sinn, sich auf den Verkauf über die Plattformen zu konzentrieren, während man nebenher den eigenen Shop in die Startlöcher gehen lässt. Die Plattformen eignen sich auch besonders gut dafür, die Nachfrage für die eigenen Produkte zu testen: Was verkauft sich gut und was ist eher ein Ladenhüter? Wenn sich eine bestimmte Produktgruppe besonders hervortut, lohnt es sich vielleicht, sich darauf zu spezialisieren.
Ein Onlineshop ist ein langfristiges Investment, ob sich der große Start ins Onlinegeschäft lohnt, ist nicht immer von vornerein abzuschätzen. Viele Onlinehändler betreiben ihr Geschäft als Nebenverdienst, aber nicht wenige würden sich gerne mit ihrem Shop selbstständig machen. Nicht immer ist ein eigener Shop die beste Option, erst ab einer gewissen Umsatzmenge rentiert sich der Mehraufwand. Wichtig ist aber auch, sich nicht an nur an eine Verkaufsplattform zu binden – das mussten viele DaWanda-Händler vor kurzem auf die harte Tour lernen. Wer nur über einen einzigen Kanal verkauft ist sehr abhängig und steht unweigerlich vor einem Problem, wenn dieser verschwindet.
Oftmals ist es sinnvoll sich einen eigenen Kundenstamm zu erarbeiten und den eigenen Shop zu stärken, denn die Gewinnspanne ist hier einfach größer. Sobald dieser in der Lage ist sich selbst zu tragen und der Kundenkreis eine gewisse Größe erreicht hat, ist es sinnvoll die Produktpalette auf den Plattformen langsam zu reduzieren. So bleiben Sie zwar dort vertreten, was Ihre Reichweite vergrößert, aber um Zugang zur vollen Auswahl zu haben, müssen die Kunden den Shop besuchen, wo Sie nach Ihren Konditionen verkaufen können. Laden Sie auf jeden Fall ihr Logo in den Plattformen hoch und sorgen sie dort für ein repräsentatives Auftreten. Auf diese Weise können Sie die Verkaufsplattform für sich nutzen, ohne sich komplett an sie zu binden.
Relevante Plattformen
Der eigene Shop – Was gibt es zu beachten?
Sind Sie bereit Ihren eigenen Shop zu starten? Ja? Nicht so schnell! Eine sorgfältige Vorbereitung ist hier das A und O. Um Ihre Ausgaben gering zu halten, ist es sinnvoll eine To-Do-Liste zu erstellen. Welche Fähigkeiten bringen Sie selbst mit? Es fallen viele Aufgaben an auf dem Weg zur eigenen Internetpräsenz und Sie sollten sich gut überlegen, welche davon Sie selbst übernehmen können und welche Sie an externe Dienstleister abgeben. Es ist wichtig, dass Sie sich im Klaren darüber sind, wo Sie gerade stehen. Haben Sie bereits Erfahrungen im Ecommerce gesammelt und kennen sich bereits ein wenig aus mit dem Thema oder sind Sie ein kompletter Neuling und haben schon Probleme wenn es darum geht ein Bild im Internet hochzuladen? Je nach Erfahrungslevel müssen Sie Ihr Budget und Ihre Erwartungen anpassen, denn die sorgsame Planung und Ausführung Ihres Unternehmens ist von großer Bedeutung.
Um Ihnen bei diesem Unterfangen ein wenig unter die Arme zu greifen, haben wir einen kleinen Selbsttest für Sie zusammengestellt. Stellen Sie sich zu jedem der folgenden Abschnitte die Frage „Kann ich das selber machen?“. Im Anschluss zählen Sie, wie oft Sie mit „Ja“ antworten können.
Wichtig sind außerdem die Angabe von Versandkosten und Lieferzeiten. Diese müssen genau wie die Preise genau kenntlich gemacht werden. Sehr häufig sind auch Fehler bei der Verwendung von AGBs. Es reicht nicht die AGB irgendwo zu verlinken, der Kunde muss ausdrücklich darauf hingewiesen werden, im besten Fall muss er die Lektüre desselben bestätigen, bevor es zu einem Kauf kommt. Auch sollten die AGB nicht als Freibrief verstanden werden, mit dem sich der Verkäufer vor allen Eventualitäten feit. Nicht selten verwenden Betreiber Klauseln in ihren AGB, die rechtlich gar nicht zulässig sind. Ein anderer Stolperstein ist das Widerrufsrecht. Die entsprechende Belehrung auf der Shopseite muss aktuell und korrekt umgesetzt sein. Auch hierzu gibt es weiterführende Ratgeber im Internet zu finden die unbedingt zurate gezogen werden sollten.
Ein letzter, besonders aktueller Punkt sollte nicht vergessen werden: Mit der neuen Datenschutzgrundverordnung muss der Kunde auf mögliche Weiterverarbeitung seiner Daten hingewiesen werden und um Einwilligung gebeten werden. Auch Plugins von Drittanbieter müssen in diesen Prozess einbezogen werden. Für das Trustami Bewertungssiegel halten wir zum Beispiel einen Text bereit, den der Shopbetreiber in seine Datenschutzerklärung kopieren kann.
Wie oft haben Sie mit "Ja" geantwortet?
0-3
Sie haben bis jetzt noch nicht mal was auf Ebay verkauft? Dann überschätzen Sie sich nicht, lassen Sie es langsam angehen. Probieren Sie sich erstmal auf den Verkaufsplattformen aus und testen Sie die Umgebung. So können Sie erst einmal mit geringem Risiko die Welt des Ecommerce erkunden und erste Erfahrungen machen. Auf diese können Sie dann zurückgreifen, wenn Sie bereit sind Ihren eigenen Shop zu starten.
4-8
Sie haben schon vielleicht einige Erfahrung auf DaWanda, Ebay und Co gesammelt und möchten nun Ihren eigenen Shop eröffnen? Sie haben sich sorgfältig vorbereitet und recherchiert? Bringen Sie etwas Geduld und Geld mit und machen Sie sich auf einen holprigen Weg gefasst. Aber durchhalten! Wer sorgsam wirtschaftet, kann Erfolg haben.
9-12
Fazit
Nun haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon was auf Sie zukommt wenn Sie Ihren eigenen Shop starten möchten. Wenn Sie sich bereits gut auskennen: Super! Wenn nicht: Lassen Sie sich nicht abschrecken. Fangen Sie langsam an und geben sich Zeit Fehler zu machen. Starten Sie bescheiden mit einer Shopsystemlösung oder beschränken Sie sich vorerst auf die Verkaufsplattformen. Seien Sie vorsichtig mit großen Investitionen, gerade dann, wenn Sie noch keine Erfahrungen im Ecommerce gesammelt haben – beobachten Sie die Wellen bevor Sie sich ins tiefe Wasser wagen.
Für die Fortgeschrittenen empfiehlt sich vor allem ein langer Atem, es kann lange dauern bis das Geschäft richtig ins Rollen kommt. Aber nicht verzagen, Geduld macht sich oft bezahlt. Natürlich kommen die Kunden nicht von alleine zu Ihnen, also investieren Sie in angemessene Maßnahmen zur Steigerung Ihrer Conversion Rate. Machen Sie sich schon mal mit Begriffen wie SEO und Google Sternen vertraut, es gibt viele Möglichkeiten den Erfolg des eigenen Shops zu stärken, ohne dabei tausende Euros ausgeben zu müssen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Kundenbewertungen und nutzen Sie diese, um das Vertrauen Ihrer Kunden zu gewinnen. Und: Ruhen Sie sich nicht auf Ihren Erfolgen aus. Das Internet ist wie ein lebender Organismus der in ständigen Mutationen begriffen ist. Bleiben Sie auf Zack und passen sich den Veränderungen an, denn auch die Konkurrenz schläft nicht.
Den Experten unter Ihnen lässt sich nur sagen: Was machen Sie eigentlich noch hier? Sie haben das Rüstzeug, das Sie brauchen! Wenn man sich gut auskennt und viele anfallende Aufgaben selbst erledigen kann, ist das Onlinegeschäft eine Spielwiese. Wenn Sie schon Fuß gefasst haben im Business, ist der Schritt zum zweiten Shop nicht groß. Ob Sie ihr bestehendes Geschäft ausbauen oder etwas ganz neues ausprobieren – die Welt steht Ihnen offen. Wer gut vorbereitet ist, kann es im Ecommerce mit wenig Kapital weit bringen. Spätestens jetzt sollten Sie sich auch mit Social Media beschäftigen, sorgen Sie dafür dass Sie auf möglichst vielen Kanälen präsent sind. Wenn der Umsatz stimmt, lohnt es sich auch den nächsten Schritt zu wagen und zum Beispiel eine größere Summe in SEO-Maßnahmen zu investieren oder gar ihre ganz individuelle Webshop Lösung in Auftrag zu geben.