Fast alle Onlinehändler verkaufen mittlerweile neben ihrem eigenen Shop auf Amazon, eBay und Co. Doch aktuell entwickelt sich ein weiterer Trend: Verkaufen über soziale Netzwerke, wie Facebook oder Instagram. Dabei rücken die klassischen Sterne-Bewertungssysteme in den Hintergrund. Social Signals, also Follower, Likes und Views werden immer entscheidender für eine Kaufentscheidung.
Für viele Händler sind diese Vertriebskanäle jedoch noch weitgehend unerforschtes Terrain und auch nicht jede Zielgruppe kann darüber bedient werden. Allerdings kann sich die langjährige Social Media-Aktivität für einige Unternehmen nun auszahlen und es können neue Wege erschlossen werden, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Wir haben im folgenden Artikel die wichtigsten Fragen und Antworten für einen Verkauf auf Facebook und Instagram zusammengestellt und geben darüber hinaus noch einige Hinweise und Empfehlungen.
Facebook hat schon vor einigen Monaten seinen Marketplace veröffentlicht. Dadurch wurde auf den Trend der unzähligen Verkaufsgruppen reagiert, die teilweise relativ unübersichtlich und wenig strukturiert waren. Und auch Instagram hat kürzlich angekündigt, dass die Shoppingfunktion, die es seit 2017 in den USA gibt, auch nach Europa – unter anderem nach Deutschland – kommt.
Facebook Marketplace
Was ist der Facebook Marketplace?
Der Marketplace von Facebook ist die Antwort auf die immer populärer werdenden Verkaufsgruppen in dem sozialen Netzwerk. Jeden Monat benutzen über 550 Millionen Mitglieder weltweit diese Gruppen, weshalb es nur logisch ist darum einen Marktplatz zu bauen, der ähnlich wie Ebay Kleinanzeigen als digitaler Flohmarkt funktioniert. Mittlerweile hat der Facebook-Marketplace sowohl auf den Desktop- als auch auf den Mobilversionen einen relativ prominenten Platz bekommen, sodass jeder Nutzer sicherlich schon einmal gewollt oder ungewollt darauf gelandet ist.
Wie funktioniert der Facebook Marketplace?
Mit einem Klick auf „Etwas verkaufen“ landet man auf einer einfachen Maske, bei der man den Artikelnamen, den Preis, Standort, Kategorie und Beschreibung sowie Artikelbilder einstellen kann. Im Unterschied zu klassischen Verkaufsplattformen ist es nicht möglich, EANs einzugeben und somit werden dieselben Artikel auch nicht gebündelt angezeigt. Außerdem sind wesentlich weniger Kategorien vorgesehen, als auf Ebay und Co. Eine Ausnahme stellen die Kategorien „Autos“ und „Immobilien dar. Diese sind besonders ausgewiesen und bieten spezielle Einstellungsmöglichkeiten.
Auch ein Massenimport von mehreren Artikeln gleichzeitig scheint momentan noch nicht vorgesehen zu sein. Dadurch kann das Einstellen von vielen Artikeln eine zeitraubende Angelegenheit werden. Ein großer Vorteil ist aber, dass die Artikel im Marketplace gleichzeitig in Verkaufsgruppen gepostet werden können und diese nicht extra doppelt erstellt werden müssen.
Gefunden werden können die Artikel über eine Stichwort-, Umreis-, Kategorie-, oder Preissuche. Alle Filter können selbstverständlich auch kombiniert angewendet werden. Ebenfalls ist zu beachten, dass Artikel nur in einem Umkreis von maximal 200km um den Artikelstandort angezeigt werden. Ein Verkauf in ganz Deutschland oder sogar europaweit ist dadurch nicht möglich – ebenso wenig wie ein Verkauf über Ländergrenzen hinweg.
Beim Facebook Marketplace gibt es keinen „Kaufen“ Button. Alle Angebote sind somit unverbindlich auf der Plattform gelistet. Ähnlich zu eBay Kleinanzeigen müssen sich beide Parteien über die Abwicklung, wie den Versand oder den Endpreis direkt kümmern. Aktuell können nur registrierte Personen bei Facebook Artikel im Marketplace einstellen können. Artikel die von einer Facebook Page kommen können nicht direkt verkauft werden. Das zeigt, dass es sich bei dem Facebook Marktplatz eher um eine Version von eBay Kleinanzeigen für Privatpersonen handelt.
Spezielle Werbung ist für den Marketplace eigentlich nicht vorgesehen. Das könnte sich bald ändern, da sogenannte Marketplace Ads in den USA seit einiger Zeit getestet werden. Diese können in Verbindung mit einer Feed-Platzierung gebucht werden.
Für wen ist der Marketplace geeignet?
Ein Großteil der Angebote sind von privaten Personen und somit nur semi-professionell gestaltet. Gerade die Bilder und Beschreibungstexte haben großes Optimierungspotenzial. Hier liegt eine gute Chance sich gegenüber anderen Angeboten zu profilieren. Gerade solche, die sich auf anderen Marktplätzen wie DaWanda oder Etsy bewegen oder diejenigen, die schwer zu versendende oder regionale Artikel anbieten, könnten auf dem Facebook Marketplace durchaus ihre Zielgruppe antreffen.
Sicherlich weniger geeignet ist der Marketplace für Händler, die große Mengen oder Standardartikel verkaufen, die ebenfalls wesentlich einfacher über Amazon oder Real.de gekauft werden können. Da es momentan keine Option gibt, mehrere Artikel gleichzeitig einzustellen, wäre der zeitliche und finanzielle Aufwand bei vielen Produkten nicht angemessen.
Wie sicher ist der Marketplace?
Facebook selbst spricht von einer „einfache[n] und praktische[n] Möglichkeit, Dinge in deiner Umgebung zu kaufen und zu verkaufen“.
Zum einen sind sehr viele persönliche Informationen über den Käufer und Verkäufer sichtbar, wenn diese nicht in den Privatsphäreeinstellungen eingeschränkt werden. Zum anderen sind die Zahlungs- und Vertragsmodalitäten nicht durch Facebook geregelt und werden den Akteuren überlassen. Möglich ist natürlich die Barzahlung bei Abholung aber gerade bei vielen Verkäufen kann das etwas zeitraubend sein.
Tipp: Zahlungslink per PayPal versenden. Dadurch hat der Käufer einen gewissen Schutz und kann auf ein ihm bekanntes System zurückgreifen.
Ebenfalls ist es von Facebook nicht vorgesehen, dass Rechnungen oder Kaufverträge zur Verfügung gestellt werden. Hier ist also der Händler in der Pflicht. Dies kann jedoch auch eine große Chance sein, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Tipp: Mit vorgefertigten Kaufverträgen und automatisch generierten Rechnungen wirkt ein Angebot und die anschließende Transaktion viel seriöser und schützt darüber hinaus noch vor vielen Problemen, die im Nachgang auftreten können.
Vorteile
- Viele Inserate. Alleine im Mai 2017 über 18 Millionen Inserate geschaltet
- Kostenlos
- Großes Potenzial, da wenig professionelle Konkurrenz
- Indirekte Werbung für den eigenen Shop
- Kein technisches Know-How erforderlich
Nachteile
- Kein Massenimport von mehreren Artikeln gleichzeitig
- Keine Eingabe von EANs möglich
- Begrenzte Reichweite (nur in Landesgrenze und maximal 200 km)
- Keine intrgrierten Zahlungsmöglichkeiten, keine automatisch generierten Rechnungen oder andere Verträge
- Gesetzlich vorgeschriebene Angaben, wie das Impressum oder die AGBs sind schwer einzufügen
Was ist Instagram Shopping?
Immer mehr Influencer platzierten in der letzten Zeit Produkte in Ihren Beiträgen und erzielten dadurch zusätzliche Einnahmen. Allerdings schob ein deutsches Gericht der Werbung auf Instagram einen Riegel vor, und bemängelte, dass ein Hashtag den Werbecharacter nicht ausreichend kenntlich machen würde. Instagram Shopping ist also eine praktische Erweiterung, um den Trend in geregelte Bahnen zu lenken – ähnlich wie die Facebook Verkaufsgruppen und der daraus entstandene Marketplace.
Exkurs: Facebook Shop
Der Facebook Shop kann von einer Facebook-Seite erstellt werden und ist dann im linken Menü zu finden. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Shop, sondern um Produkte, die auf eine externe URL (die eigene Shop-Webseite) linken. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Mit einem Klick auf einen Artikel im Facebook Shop landet man entweder auf der Produktseite, der Artikel wird bereits in den Warenkorb gelegt oder der Kunde landet direkt beim Kaufabschluss, wo nur noch die Zahlungsinformationen eingegeben werden müssen und der Kauf bestätigt werden muss. Der Kauf direkt über Facebook ist aktuell nur in den USA möglich.
Auch bei dem Facebook Shop ist bisher kein Import von Produkten aus dem eigenen Shop möglich, sodass sich dieser auch nur für bestimmte Händler eignet.
Zurück im Instagram Account muss dann der entsprechende Facebook Produktkatalog ausgewählt und verknüpft werden. Im Anschluss können auf einem Bild die Produkte angeklickt, gesucht und verknüpft werden. In jedem Bild können bis zu 5 Produkte und in einem Carousel bis zu 20 Produkte verlinkt werden.
Für wen ist Instagram als Vertriebskanal geeignet?
Erstens ist das massenhafte Einstellen von Produkten nicht ohne Weiteres möglich und es dürfen nur physische Produkte und zum Beispiel keine Abos oder Software verkauft werden. Die Nutzung von Instagram Shopping ist mit Aufwand verbunden und lohnt sich nur bei einer gewissen Reichweite. Es muss bedacht werden, dass auch ein Shop oder Produktkatalog auf Facebook gepflegt werden muss.
Eine große Reichweite vorausgesetzt, kann Instagram ein interessanter Vertriebskanal sein. Einige Unternehmen berichteten nach ersten Tests von einem Umsatzanstieg von bis zu 20% und einer Trafficsteigerung um mehrere hundert Prozent. Da Instagram Shopping noch in den Kinderschuhen steckt, muss etwas Zeit und auch Experimentierfreudigkeit mitgebracht werden.
Vorteile
- Für Business Instagram-Profile ist Instagram Shopping eine zusätzliche und einfache Möglichkeit, Produkte direkt zu verkaufen
- Hochqualitative Produktbilder wirken sich ohne Umwege positiv auf den Verkauf aus
- Beiträge können beworben werden
- Keine technische Expertise notwendig und nur Facebook Account erforderlich
- Wenige Händler nutzen bisher diesen Vertriebskanal
Nachteile
- Pflegeaufwand: Zusätzlich ist ein Facebook Shop oder ein Produktkatalog notwendig
- Einige Artikelgruppen sind generell ausgeschlossen – es sind nur physische Produkte erlaubt
- Jeder Artikel muss separat auf einem Post verknüpft werden
- Noch keine Best-Practices, da sehr neu
Fazit
Facebook Marketplace, Verkaufsgruppen, Facebook Shop, Produktkataloge und Instagram Shopping. Es gibt heutzutage viele Wege über Social Media Netzwerke seine Produkte an den Kunden zu bringen. Ein genauer Blick lohnt sich in vielen Fällen. Wer jetzt schon sehr aktiv auf diesen Kanälen ist und viele Follower hat, der hat eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Start. Social Media als Verkaufskanal zu nutzen ist noch weitestgehend unerschlossen. Ein Verkauf auf diesen Plattformen kann also ein echtes Alleinstellungsmerkmal sein. Vornehmlich richten sich die Social Media Kanäle eher an private Verkäufer und nicht an professionelle Händler mit riesigen Produktsortimenten. Am ehesten können eBay Kleinanzeigen oder die mobile App Shpock mit dem Facebook Marktplatz oder Instagram Shopping verglichen werden. So wie auch schon Social Media Marketing eine feste Größe in der Vermarktung ist, können auch Social Shopping Möglichkeiten zukünftig ein neuer Weg im E-Commerce sein.